Mein Tee steht mir bei


Muss schon wieder alleine in ein Café. Die Scheiße. Keiner da. Ich suche mir das Billigste raus. Tee. Ellers oder so. Pfefferminze. Schmeckt ganz gut. Schon traurig, dass ich hier in so ein Scheißcafé muss, diesen Tee trinken muss, als Alibi, nur damit ich nicht draußen irgendwo in der Kälte erfriere. Aber was soll ich auch machen? Ich muss ja irgendwo Pause machen.

„Gehen Sie doch ein Stückchen vor, dann kann ich sehen, was es an Kuchen gibt.“, quatscht mich eine ältere grüne Dame an. Ganz nett ist die, aber was will die von mir?
„Gehen Sie gerne.“, sage ich.
„Nein, nein, ich will mich nicht vordrängeln. Darum geht mir das nicht.“
„Nein, nein, gehen Sie!“
„Aber warum gehen Sie denn nicht ein Stück nach vorne?“
„Der Typ da, dieser scheiß Bauarbeiter oder was das ist, hustet wie ein Stück Scheiße. Er hustet in seine Hand, aber seine scheiß Hand katapultiert die ganzen scheiß Bakterien direkt in meine Fresse. Es ist Winter, ich bin da eh schon die ganze Zeit krank, da muss ich nicht auch noch scheiß Husten bekommen. Das ist der Grund. Ich bin nicht behindert oder so. Ich bin auch kein Psycho oder so, ich will nur nicht krank werden, verstehen Sie? Aber gehen Sie doch vor. Rennen Sie doch in den Tod, der kommt noch früh genug. Gehen Sie nur!“, … kann ich jetzt ja auch nicht bringen, also halte ich meine Fresse.

Dann setze ich mich einsam und verlassen an einen Tisch in der hintersten Ecke des Scheißcafés. Mein Tee steht mir bei. Die guckt mich die ganze Zeit an. Mein Gott, was hab ich ihr getan?