Ich fahre mit dem Auto über eine Landstraße und da ist sie wieder – die Sonne. Und ich weiß, die sehe ich gleich wieder nicht für mindestens 24 Stunden. Denn es ist Winter und ich arbeite.
Egal. Ich halte an, mitten auf der Straße, steige aus und schaue in die Sonne. Egal, wie eng ich die Augen zusammenkneife, ich kann nicht länger als eine Sekunde reingucken. Es geht nicht. Aber ich will. Ich will so lange reingucken, wie es nur geht, damit ich das ganze Licht in mich aufnehme und die nächsten 24 Stunden ohne Licht weitermachen kann. Aber es geht nicht.
Es ist kalt. Saukalt. Ich schaue neben die Sonne bis zum Horizont. Die Felder und Wiesen sind raureifweiß. Der Morgennebel steigt auf und ich kann die Erde atmen hören. Da möchte ich langgehen jetzt. Bis an den Horizont, dort wo die Sonne noch heller scheint. Bis ans Ende, bis ich runterfalle oder so. Doch vorher würde ich stehenbleiben, ganz am Ende an den Klippen oder was auch immer da ist, und würde in die Sonne gucken. So schön und hell ist die. Dieses Licht ist einfach das Schönste, das ich jemals gesehen habe.*
* Horst Lichter hat sich letztens in irgendeiner dieser Talkshows gefragt, wie lange er noch zu leben hätte. Sein Vater ist mit 56 gestorben. Dann hätte er noch zwei Jahre.
„Zwei Mal Herbst und Winter und zwei Mal noch Frühling.“, sagt er.
Kann sich kein Mensch vorstellen.
So schön ist die Sonne.