Sommersonnenwende. Der längste Tag im Jahr. Ich bin sentimental. Gott ist das alles schön. Das Licht ist so hell, die Farben so satt. Und es ist warm. Eine beschissene Industriewand wird schön bei diesem Licht. Das Leben sprießt aus jedem Scheiß, so schön ist das. Und wie das riecht. Das Heu, Gras, Wiese, was weiß ich, was das ist, was da so riecht, riecht auf jeden Fall ganz toll. Muss an meine Kindheit denken als alles gut war.
Ich stehe vor dieser Linde. Die steht da so. Zuerst ganz ruhig. So wie ein Baum eben so dasteht. Doch dann fängt er an, der Wind bewegt seine Äste und Blätter. Ein leichtes Rauschen. Nicht wie das einer Pappel, aber auch schön. Wie ein Gebirge, eine Bergwelt, erheben sich Hügel und Täler, Dunkel und Angestrahltes, Kleinteiliges und Festes. Die zehntausenden Blüten, jede einzelne sagt, ich lebe, ich dufte, schau mich an, der Sommer ist da. Und dann merke ich, wie der ganze Baum von einem Brummen wie von einem Raumschiff * umgeben ist und sehe nach und nach die tausenden Bienen, Hummeln, Wespen, Schwebefliegen ** , Scheißfliegen, Mücken und so weiter. Dann sehen die mich und ich gehe lieber.
Scheiß Mücken, den Sommer können sie mir nicht nehmen *** .
* so stelle ich mir das zumindest vor
** Schwebefliegen sehen nur so aus wie Wespen oder Bienen. Aber die sind ganz platt. Das sieht man, wenn man genauer hinschaut. Das sind auch Akrobaten. Die können so filigran fliegen, das können die anderen nicht. Die Stechen nicht. Im Endeffekt sind Schwebefliegen die besseren Wespen; wobei ich da nicht ganz beschwören könnte, ob die auch so nützlich wie die Wespen sind. Denn auch wenn die scheiße sind, bestäuben die ja aber trotzdem auch die Blumen und Bäume und Pflanzen und so. Ich weiß nicht, ob das Schwebefliegen auch so gut machen. Vielleicht wäre die Menschheit schon ausgestorben, wenn es nur Schwebefliegen gäbe.
*** Der eine Baum, eine ganze Welt. So schön ist das, wenn man nur hinguckt. Entschuldigung, ich will niemanden belehren.