Adoleszenz für schwer Erziehbare

Adoleszenz für schwer Erziehbare

So ist es nicht. Du wirst nicht einfach alt und krüppelig. Nichts wird alt und krüppelig. Alles in dir will noch alles. Noch mal alles sehen, alles probieren, alles kaputt machen und alles wieder heil. Die Welt noch mal retten und die Musik noch mal revolutionieren. Und so. Keiner wird erwachsen. Nicht dein Kopf, nicht dein Plan und nicht dein Leben.

Doch dein Körper macht nicht mehr. Und deine Zeit so wie sie soll. Beide gehen dahin und du weißt nicht mehr, wohin. Adoleszenz für schwer Erziehbare –

beziehungsweise Zeitverweigerer. Jeder verweigert die Zeit. Doch die Zeit verweigert sich nicht. Sie läuft immer weiter. Und dein Körper auch. Nur dein Geist, der bleibt zurück und will das alles nicht. Und fragt sich noch, was ist hier los, vorhin wollte ich doch noch Rockstar werden, und Schriftsteller oder sowas – daher auch das schöne Autoren-Wort Adoleszens; sagt ja sonst kein normaler Mensch – und jetzt bin ich –

nur hier.

Ich betrachte mich von außen, wie ich immer weiter gehe, wie mein Körper immer weitermacht, wie die Welt sich immer weiterdreht und wie sich alles immer weiter verändert. Nur ich, ich sitze da, in einer Ecke in mir, und schaue zu und frage mich, wann ich hinterhekomme. Und ob überhaupt noch mal. Ob ich wieder an den Punkt gelang, wo einfach alles ist. Wo ich da bin, wo ich mich wieder eingeholt habe. Wo die Zeit mir wieder wohlgesonnen. Wo ich nicht mehr denk, sondern einfach tu.

Und was macht man jetzt damit?

Nichts.

Einfach weiter.


Die Stimme aus dem Off: Gib nicht auf, geh immer weiter. Irgendwann wirst du doch noch Rockstar. Manchmal ist die Hoffnung besser als das Ziel. Sag ich mir und leb ja noch. Pflanz den Baum.