Zeitschleifenfrisur


Wieder allein im Café. Die Leute denken, ich bin ein Psycho. Sitze da und trinke meinen Kaffee. Ich lese nichts. Ich benutze auch mein Handy nicht. Ich sitz nur da und guck rum. Ich weiß gar nicht, wo ich hingucken soll. Wenn ich apathisch rausgucke, was mich sehr entspannt, denken die Leute, ich bin nicht ganz dicht. Wenn ich auf meinen Kaffee oder meinen Tisch gucke, denken die Leute, ich bin depressiv und spring gleich von der Klippe. Wenn ich jemanden angucke, denken die Leute, ich bin ein Spacken oder ein Spanner.

Da kommt eine rein. Die ist geil. Volles langes braunes Haar. Eng nach hinten zu einem sehr hoch liegenden Zopf verbunden. Einfach super. Gesicht auch super. Körper und Gesicht. Das kommt nicht oft zusammen. Dezent und gleichzeitig betont gekleidet. Sie ist auch allein. O mein Gott. Sie könnte sich doch zu mir setzen. Vielleicht frag ich sie. Aber etwas sagt mir, das wäre nicht gut. Die wird nie im Leben alleine in diesem Café bleiben.

Sie setzt sich. Guckt auf die Uhr. Und schon kommt wer rein. Ein so ein Typ mit langen grauen Haaren. Alt ist der. Und fett. Sieht trotzdem ganz gut aus. Aber der trägt Camouflage. Das macht mich skeptisch. Geht doch nicht. Es sein denn, man hört Techno, nimmt Drogen oder ist sonstirgendein Idiot.

Sie küssen sich. Die Schöne und das Biest. Verdammt. Sie fummelt sich die ganze Zeit im Haar rum – habe mal gelesen, dass das bei einer Frau eindeutig sexuelle Signale sind – und wechselt so derart oft in kürzester Zeit ihre Frisur, dass ich mich frage, ob ich in einer Zeitschleife feststecke.

Dann hab ich eine Idee. Ich gucke einfach auch auf die Uhr. Dann denken die Leute auch bei mir, das gleich jemand kommt. Oder ich doch in einer Zeitschleife feststecke.