Die wachsen nicht so schön. Sind etwas, wie soll ich sagen, grobschlächtig, plumb. Etwas einfach gebaut, wie ein einfacher Mann, der Maurer ist oder so. Nicht dumm, nein, aber etwas einfach vielleicht *. Die strecken ihre Stämme und Äste ohne großes Geschnörkel gerade in den Himmel. Kann auch etwas Befreiendes haben, wenn die nicht ständig so rauf und runter, rechts und links, dann irgendwann im Himmel ankommen **. Nein, die wollen nach oben und gut ist. Die wachsen ja auch schnell. Dann brechen die oft ab. Das ist natürlich nicht ganz so gut, wenn man drunter steht. Aber das passiert nur äußerst selten – aber wohl doch zu oft. Die werden schnell umgesägt. Das finde ich dann immer ziemlich scheiße. Aber das ist ein anderes Thema.
Was ich eigentlich nur sagen wollte: Bei Pappeln ist man ganz schnell drin im Naturerlebnis. Das wollen doch heute alle. Der Wald heilt und die Bäume und so weiter. Also wenn es um mentales Relaxing geht oder so, macht keine tausendjährige Eiche der kurzlebigen Pappel etwas vor. Besonders der Espe nicht. Der Zitterpappel. Und da haben wir es wieder, was der Volksmund sagt: Zittern wie Espenlaup. Der Kreis schließt sich. Denn die rauscht auch nur beim kleinsten Anschein eines Windhauchs und versetzt den aufmerksamen Hörer in blankes Entzücken.
Versuchsanordnung 1:
Man setzt sich bei 35 Grad Celsius direkt neben / unter eine Pappel. Die Blätter müssen so nah wie möglich am Ohr sein (eins reicht). Dann Wind. Dann Augen schließen und man sitzt bei 35 Grad Celsius und blauem Himmel in einem Regenschauer. Das soll mir erstmal ein buddhistischer Wanderguru im Nirvana nachmachen. Da braucht man nicht lange meditieren. Da muss man nur die Ohren aufmachen.
Versuchsanordnung 2 (für die Anfänger):
Bei Wind unter eine Pappel stellen. Das Rauschen erinnert an das Meer. Auch schön.
Diese und noch weitere Untereinerpappelrelaxideen, die ich hier nicht weiter erläutere, funktionieren natürlich auch bei der Silber- oder Schwarzpappel. Oder den Bastarden. Die Rauschen alle ganz gut. Nur eine Säulenpappel eigent sich nicht ganz so gut. Das Geäst liegt hier etwas dicht beieinander. Aber das interessiert keinen Menschen.
* Wobei sie auch etwas Kathedrales haben. Die Pappeln (nicht die Bauarbeiter). Wenn man unter einer langen großen Pappelreihe entlanggeht, mag es einem durchaus vorkommen, als ob man in einer großen Kirche steht. Die St. Marien aus Lübeck zum Beispiel. Die hat das höchste aus Backstein gemauerte Gemäuer / Kirchenschiff der Welt. Von daher sieht man also, dass doch auch ein Maurer durchaus zu Großem im Stande ist. Und der Kreis schließt sich wieder.
** Wie man eine Pappel erkennt: wikipedia.org/pappeln